Die 6 Phasen von Liebeskummer

Auch wenn manche Menschen monate- oder sogar jahrelang unter Trennungsschmerz leiden, laufen die Phasen des Liebeskummers bei den meisten von uns ziemlich ähnlich ab. Mit etwas Hilfe kannst du die Phasen aber einfacher gestalten oder sogar verkürzen, um mit deinem Liebeskummer besser klarzukommen.

1. Gefühle, Gefühle! Trauer, Wut, Groll, Ohnmacht, Angst ...

Mit Abstand am wichtigsten nach einer Trennung ist es, nicht vor den negativen Gefühlen zu flüchten. Trennungsschmerz ist leider unvermeidlich. Umso wichtiger ist es, Gefühle wie Traurigkeit, Wut, Groll, Angst oder Hilflosigkeit zuzulassen. Auch Eifersucht, Reuegefühle oder Verwirrtheit können eine Rolle spielen.

 

Die eigenen Gefühle anzuschauen und zu durchfühlen gehört in einer Trennungsphase zu einem gesunden Verarbeitungsprozess. Vermeidet und unterdrückt man seine oft auch widersprüchlichen Gefühle, verlängert man nur unnötig den eigenen emotionalen Heilungsprozess und läuft Gefahr, sich darin zu verirren.

 

Kämpfe nicht gegen deine Gefühle an! Darüber zu sprechen, hilft nicht nur die Gefühle anzunehmen und den Druck rauszunehmen, sondern bringt auch neue Einsichten und Perspektiven.


Phase 2: Die Verleugnung

Es ist nur allzu verständlich, dass man der neuen Realität des Getrenntseins nicht ins Auge blicken möchte. Daher möchten wir einfach nicht glauben, dass die Beziehung am Ende angekommen ist. In den meisten Fällen wird versucht, eine Hoffnung zu konservieren, die genau genommen nur die andere Seite der Medaille davon ist, die Angst, wirklich wieder alleine zu sein.

 

Es wird oft am letzten Strohhalm festgeklammert, man wartet auf einen Anruf, eine Nachricht oder glaubt ein letztes klärendes Gespräch könnte nochmal etwas bewirken. Oft werden in dieser zweiten Phase auch aus einem Nichtwahrhabenwollen der Situation nochmal Rückeroberungsversuche gestartet.

 

Gerade die Nichtakzeptanz der neuen Beziehungslosigkeit ist natürlich auf der einen Seite verständlich und menschlich. Auf der anderen Seite kann es aber im schlimmsten Fall zu einer realitätsverkennenden Einstellung kommen, die zwar stabilisierend wirkt aber on the long run uns von unseren wahren Gefühlen, und damit dem unvermeidlichen Trennungsschmerz, abschneidet. 


Phase 3: Die Trennungswut

Während die akute Anfangsphase nach einer Trennung von Erstarrung und Energiearmut gekennzeichnet ist, kommt in der dritten Phase Bewegung ins Spiel. Die Gefühle kochen hoch, die Energie fließt wieder, es fühlt sich an als wacht man aus einem Bewusstseinskoma auf und man wird erst einmal: wütend!

 

Wütende und zornige Reaktionen sind hierbei völlig normal und sogar wünschenswert, denn durch das innere Donnergrollen kommen wir wieder mehr zu uns und lösen uns vom starren Blick in den realitätsverklärenden Gedankenhimmel. Es ist zugleich der erste Durchbruch in der Verarbeitung des Trennungsschmerzes.

 

Endlich erlauben wir uns alles so zu fühlen, was uns verletzt hat. Vielleicht sehen wir nun deutlich, wie ungerecht wir behandelt worden sind, wie unser Vertrauen missbraucht wurde, wie wir nur ausgenutzt worden sind, wie oft unsere Grenzen überschritten worden sind. Welche Szenarien sich auch immer abspielen mögen, in dieser wichtigen und gut tuenden Wutphase erlangen wir unsere Selbstachtung zurück, die uns wieder aktiviert, lebendiger macht und Kraft gibt.

 

Natürlich gilt es in dieser Phase darauf zu verzichten, mögliche aufkommende Wut- oder gar Rachephantasien in die Tat umzusetzen. Es gilt, darauf zu schauen, keine unüberlegten Handlungen zu vollziehen, die einen selbst oder andere in Gefahr bringen könnten, was leider gar nicht so selten vorkommt. Es ist sehr wichtig, dass Wut und Zorn zugelassen werden, um nicht im verklärenden Nebel hängen zu bleiben. Viel Bewegung und Sport können helfen die Wut in gesunde Bahnen zu lenken. 


Phase 4: Noch einmal alles auf eine Karte setzen

Es entbehrt oft nicht einer gewissen Unlogik, dass gerade nun, da man die Realität wieder mehr sieht, doch nochmal Versuche gewagt werden, um die verflossene Beziehung zu kämpfen. Die frei gewordene Energie wird in dieser Phase nicht selten dafür aufgewendet, die Trennung irgendwie doch nochmal rückgängig zu machen. Oft kommt es dann zu faulen Kompromissen oder einem Kuhhandel, der alles andere als heilsam ist, sondern das vorprogrammierte neuerliche Drama oft nur in die Zukunft verschiebt.

 

Bereuende große Bitt- und Verzeihungsgesten, die an den Gang nach Canossa erinnern, teure Geschenke oder Aufmerksamkeiten mögen beeindrucken und Oberflächenwirkung haben. Doch eine echte substantielle Auseinandersetzung für einen tatsächlichen Neuanfang bleibt oft aus.

 

Ein Neuanfang wäre in dieser Phase aber tatsächlich am ehesten möglich, wenn sich beide wirklich darum bemühen und das auch wirklich wollen. Hier könnte ein Paarcoaching oder eine Paartherapie zum Beispiel weiterhelfen.  


Phase 5: Trauer und Loslassen

In dieser entscheidenden Phase haben wir akzeptiert, dass die Beziehung unrettbar verloren ist und wir beginnen den eigentlichen Trennungsschmerz zu spüren. Dieser Schmerz ist sehr stark und sehr unangenehm, es wird verständlich, warum man versucht hat, ihm aus dem Weg zu gehen und vielleicht nochmal alles in die Waagschale geworfen hat. Aber dieser Schmerz des Verlustes der geliebten Person ist unausweichlich und das Spüren, wie weh das alles tut, ist enorm wichtig und gesund.

 

Das Betrauern des erlittenen Verlustes bezieht sich auf den Partner, die Partnerin aber eventuell umfasst der Verlust auch weitaus mehr, wie z.B. ein gemeinsamer Freundeskreis, eine gemeinsame Wohnung oder gemeinsame Zukunftspläne und Ziele, die man noch hatte. Das Zusammenbrechen dieser gemeinsamen Welt tut schrecklich weh aber will auf jeden Fall betrauert werden.

 

Das Fließen lassen der Tränen und Weinen um den herben und oft vielfältigen Verlust ist entscheidend, um eine Trennung angemessen und gesund zu verarbeiten. Natürlich ist die Stimmung dann oft am Boden und wir fühlen uns elend. Aber das Betrauern der ganzen Situation auch in einem entsprechenden Ausmaß hilft uns innerlich wirklich loszulassen, nicht länger an etwas festzuhalten, was einfach gehen will oder nicht sein soll.

 

Durch das angemessene Betrauern findet bereits ein Loslassen statt, dass uns ein Licht am Ende des Tunnels aufzeigt. Die Trauer ist in Wirklichkeit genau die richtige Medizin, die unser ganzes System jetzt braucht, um alles verarbeiten zu können und um sich wieder zurechtzufinden. Diese Phase wird oft begleitet von möglichen Ängsten, Zweifeln und vielleicht ungewohnten Einsamkeitsgefühlen. Dann kreist man eventuell um die schönen Zeiten und blendet die Negativerfahrungen aus.

 

In dieser Phase geht es also darum, den Schmerz zuzulassen und die vielen kleinen und großen Verluste, die sich oft aus Erinnerungen speisen, wirklich zu fühlen. Es ist manchmal keine einfache Angelegenheit, weil einerseits die Trennung betrauert werden möchte und ein Nichtbetrauern oder Verschließen es nur komplizierter macht.

 

Es kann auch vorkommen, dass man extrem in der Trauer versinkt und sich zu sehr hängen lässt. Eine gesunde Betrauerung des erlittenen Verlusts führt aber in jedem Fall zu einer Erleichterung und zu der Erkenntnis, dass das Leben weitergeht, man auch trotz des Verlustes sein Leben wieder aufbauen und genießen kann und man zuversichtlich in die Zukunft schauen darf.  Hoffnung und Lebensfreude finden wieder zu einem.

 

Am Ende der Phase des Trauerns und Loslassens stellen sich oft auch viele neuen Erkenntnisse ein, man kann mit Abstand die ungesunden  Seiten der vergangenen Beziehung reflektieren und sich selbst in seinen Bedürfnissen besser kennen lernen. 


Phase 6: Neuorientierung

Wenn man alles, was betrauert werden wollte, angeschaut hat und innerlich wirklich losgelassen hat, ist man in der Regel bereit sich wieder zu zeigen, sich an der Außenwelt zu orientieren. Man kann die Vergangenheit friedlich ruhen lassen und lebt wieder im Hier und Jetzt.

 

‚Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne‘

 

Das berühmte Zitat von Herman Hesse beschreibt eine simple Wahrheit: Nach einer schmerzhaften Trennung belohnt uns ein Neuanfang oft mit einem komplett neuen Lebensgefühl. Manchmal fühlt es sich auch an wie die Rückkehr eines vertrauten, stimmigen Lebensgefühls. Auf alle Fälle fühlt es sich gut an.

 

Man fängt wieder, an konkrete Pläne zu schmieden und zu träumen. Mit der Rückkehr der Lebensfreude steigt auch die Lust auf neue Erfahrungen. Im besten Falle ist man gestärkt aus dem Beziehungsverlust hervorgegangen, hat sich selbst und seine Bedürfnisse kennen gelernt und probiert vielleicht neu aufgekommene Wünsche und Vorstellungen aus. 


Brauchst du Hilfe bei der Bewältigung deines Liebeskummers?

Erkennst du dich gerade wieder in vielen beschriebenen Phänomenen rund um das Thema Liebeskummer und brauchst jemandem, der dir weiterhilft das alles durchzustehen? Dann sprich mich an. Ich helfe dir gerne, dich in deiner Situation zu begleiten, dir mit Rat zur Seite zu stehen und einfach auch da zu sein und dir zuzuhören.